Eagles in Essen vor schwerer Aufgabe

Wenn am morgigen Freitagabend um 19.30 Uhr die HSG Krefeld zum Derby bei TuSEM Essen antritt, dann könnten die Vorzeichen kaum klarer sein. Auf der einen Seite der Aufstiegskandidat aus Essen, der aktuell auf dem zweiten Platz steht und zu den heißesten Anwärtern zählt, in die Beletage des Deutschen Handballs aufzusteigen, auf der anderen Seite der Tabellenletzte aus der Seidenstadt, der erst frisch in den Profibereich aufgestiegen ist. Dabei zeigt schon die Historie beider Vereine die großen Unterschiede.

Donnerstag, 05. Dez 2019

Auf der einen Seite die Eagles, vor sechs Jahren gegründet und erstmals in der zweiten Liga, auf der anderen das dominierende Team der späten 80er Jahre mit drei Meisterschaften und ebenso vielen Pokalsiegen. Hinzu kommen der Sieg im Europapokal der Pokalsieger und der EHF-Pokal.

Sicher, diese Erfolge liegen bereits viele Jahre zurück. Trotzdem zeigen sie, dass Essen ein Traditionsteam ist. Das spiegelt sich auch in den Zuschauerzahlen wider, wo die Gastgeber mit 2.017 im Schnitt auf Rang fünf in der Liga steht. Damit mobilisiert das Team von Trainer Jaron Siewert mehr als doppelt so viele Menschen wie die Eagles.

Sportlich bringt das Team aus dem Ruhrpott die beste Offensive der Liga mit. Gestützt auf den besten Torjäger Noah Beyer, der bereits 87 Mal einnetzte (Rang 3 in der Liga) und die beiden Rückraumspieler Dennis Szczesny (49 Tore, 30 Assists), sowie den besten Vorbereiter Justin Müller (30 Tore, 44 Vorlagen/Rang 4 in der Liga) gleicht die Offensive TuSEMs einer Lawine. Das bekam in der Saisonvorbereitung auch die HSG schon zu spüren, als es im ersten Test, allerdings unmittelbar nach Trainingsstart, eine deutliche 19:40-Niederlage setzte.

Die Gäste bauen vor allem darauf, dass die beiden Rückraumspieler KC Brüren und Toni Sario, die im Heimspiel gegen Eisenach nach jeweils langer Verletzung zu den besten Werfern der Eagles avancierten, auf ihrer Seite für die nötige Offensive sorgen. Und auch Mike Schulz ist überraschend früh wieder mit von der Partie. Für ihn, wie für Karl Roosna, ist es es eine Reise zurück in die Vergangenheit. Die beiden Rechtsaußen spielten einst selbst in Essen und sind gegen ihr Ex-Team sicher besonders motiviert.

Für die Krefelder ist es ohne Frage eines der mental leichtesten Spiele der Saison. Denn klar ist: Auswärts beim Zweiten erwartet niemand Punkte vom Tabellenletzten. Doch handelt es sich bei dem Spiel um ein Derby und diese haben bekanntlich ihre eigenen Gesetze. Entsprechend ist alles möglich und es sicher mehr als nur ein Zufall, dass der bislang einzige Sieg in der 2. HBL, im Spiel gegen Bayer Dormagen, ebenfalls in einem solchen Spiel zweiter Lokalkonkurrenten errungen wurde. Und so fahren die Eagles mit der Prämisse nach Essen: Wir haben keine Chance – nutzen wir sie.