Wie ist das Ergebnis bei Mitaufsteiger zu HC Oppenweiler/Backnang zu deuten? Erneut blieben die Eagles unbesiegt und konnten damit nun in vier der ersten fünf Saisonspiele seit der Rückkehr in die 2. Handball-Bundesliga punkten. Ein sicherlich großer Erfolg, der so nicht zwingend erwartbar war. Zur vollen Wahrheit gehört jedoch auch, dass in den letzten beiden Spielen zwischenzeitliche hohe Führungen von fünf und mehr Toren verspielt wurden und jeweils in einem Kraftakt im letzten Angriff zumindest noch der Punkt gesichert werden konnte.
Was gegen die Konstanz über 60 Minuten spricht, spricht dafür für die intakte Moral des Teams von Cheftrainer Mark Schmetz, das vor der zweiten Auswärtsaufgabe in Folge auf dem 10. Tabellenplatz der 2. Handball-Bundesliga rangiert. Der HSG-Trainer hatte sich zwar zunächst darüber geärgert, nur mit einem Punkt die Heimreise aus Schwaben angetreten zu haben, kann dem aber auch Positives abgewinnen: “Das Unentschieden in Oppenweiler gibt uns Selbstvertrauen und zeigt uns, dass wir definitiv in der Liga mithalten können – egal ob zuhause oder auswärts.” Der niederländische Übungsleiter schaut jedoch gar nicht großartig zurück, sondern hat die kommende Aufgabe bereits unter die Lupe genommen: “Großwallstadt ist ein absoluter Traditionsverein mit hoher Qualität in der Mannschaft und sehr professionellen Clubstrukturen. Sie gehen ohne Frage als Favorit in diese Partie. Das wird eine knackige Aufgabe gegen eine sehr athletische Truppe, die körperlich auftritt und jede Angriffsreihe mit ihrer variablen Verteidigung vor Probleme stellt. Mit unserem Tempospiel können wir sie jedoch sicherlich unter Druck setzen. Unsere Abwehr muss sich auf ein Angriffsspiel mit vielen unterschiedlichen Waffen einstellen. Sie verfügen über eine breite Palette an Möglichkeiten, von Könnern im Eins-gegen-Eins bis hin zu Shootern – sie sind sehr variantenreich aufgestellt. Ich bin mir aber sicher, dass wir hierfür Lösungen aufbieten können und freue mich, dass wir uns Woche für Woche besser in die Liga reinfinden.”
Einer, auf den das sicherlich besonders zutrifft, ist Robert Krass. Der mittlerweile 22-jährige konnte vor allem den jüngsten beiden Auftritten seinen Stempel aufdrücken, nachdem er zu Saisonbeginn noch mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen hatte. Der baumlange Rückraumrechte trug sich gegen Essen achtfach und in Oppenweiler sogar neun mal in die Torschützenliste ein, verwandelte zudem in der Vorwoche wenige Augenblicke vor Spielende zum 31:31-Ausgleich.
Die Leistungsexplosion erklärt er sich so: “Wir bekommen vom Trainerteam ein sehr gutes Konzept an die Hand gegeben und sind immer optimal auf den Gegner vorbereitet. Wir wissen somit, wie wir agieren müssen, um erfolgreich zu sein. Im Zusammenspiel mit den Mitspielern entstanden so Spielzüge, die mir entgegen kommen. Hier wurde ich wunderbar in Szene gesetzt und habe so von Minute zu Minute mehr und mehr Selbstvertrauen gesammelt.”
Trotzdem sieht er noch ungenutztes Potential – und das sowohl bei sich als auch bei dem gesamten Team: “Wir dürfen uns keine Phase erlauben, in der wir einbrechen und den Gegner so wieder rankommen lassen. Wenn wir dann noch am Blockspiel und an unserer Chancenverwertung arbeiten, haben wir auch in Großwallstadt die Möglichkeit, etwas mitzunehmen.”, gibt er die Marschrichtung für den Auswärtsauftritt am Sonntag vor.
Die Schwere der Aufgabe gegen den TV Großwallstadt verdeutlicht der Sieg in der 2. Runde des DHB-Pokals gegen den favorisierten Bundesligaabsteiger aus Bietigheim am Dienstagabend. In einem Handball-Krimi setzte sich der TVG hauchdünn mit 35:34 durch. Der Siegtreffer fiel dabei erst mit der Schlusssirene durch einen Treffer aus dem linken Rückraum von Ben Connar Battermann.
Ob der zuletzt angeschlagene Falk Kolodziej, der in den ersten Spielen bis zu seinem Ausfall gegen Oppenweiler/Backnang einen hervorragenden Eindruck als Spielmacher hinterlassen hatte, die Reise nach Unterfranken antreten kann, steht derzeit noch in den Sternen.
Infos zum Gegner
Für die HSG Krefeld Niederrhein geht es zu einem der hochdekorierten deutschen Clubs, dem TV Großwallstadt, der zusätzlich in diesem Jahr das hundertjährige Bestehen seiner Handballabteilung feiert.
Sieben Meisterschaften, sechs in der Halle (1978-1981, 1984 und 1990) sowie eine im Feld (1973), können die Blau-Weißen aus dem unterfränkischen Landkreis Miltenberg vorweisen.
Die Geschichte des Clubs spielt bis in die 2010er Jahre fast ausschließlich in Deutschlands höchster Spielklasse, der Bundesliga. Am Ende der Saison 2012/2013 stieg der Verein nach 44 Jahren Erstligazugehörigkeit in die 2. Handball-Bundesliga ab, ehe 2015 aufgrund finanzieller Schwierigkeiten die Lizenz zu ebenjener Spielklasse verweigert wurde. Nach drei Jahren Drittklassigkeit gelang zur Saison 2018/2019 die Rückkehr in die 2. HBL. Dem postwendenden Abstieg folgte ein weiterer Wiederaufstieg. Nun tritt der TVG die sechste Spielzeit in Folge wieder im deutschen Unterhaus an.
Derzeit rangiert der kommende Gegner mit 4:6 Punkten knapp hinter den Eagles auf dem 13. Tabellenplatz. Mit 145:152 Toren haben sie sowohl weniger Treffer erzielt als auch kassiert als die HSG (163:165).
Heimspiele absolviert der TV Großwallstadt in der Regel in der 2.500 Zuschauer fassenden Untermainhalle (Elsenfeld), so auch die kommende Partie am Sonntag, 05. Oktober, um 17.00 Uhr gegen die Eagles.