Interview mit Kapitän Oliver Krechel

Interview mit Oliver Krechel

Montag, 14. Dez 2020

Hallo Oliver, die Saison ist im Moment unterbrochen und es gibt natürlich eine große Unsicherheit. Wie geht es Dir damit?

Unsicherheit haben wir ja im Prinzip schon das ganze Jahr. Darum ist es gar nicht wirklich was Neues. Unsicher ist nur die Frage: Spielen wir im Januar oder später oder gar nicht. Aktuell ist jetzt der Januar raus. Damit bleibt es ist wie das ganze Jahr über komisch, aber keine neue Situation. Aber klar ist es belastend. Jeder Sportler will den Wettkampf. Keiner lebt für das Training. Da kannst Du Dich nicht ausleben und an Deine Leistungsgrenze gehen, wie wir das gewohnt sind. Training ist da was ganz anderes und das belastet natürlich. Wir wünschen uns alle sehr, wieder im Spiel auf der Platte zu stehen.

Ihr könnt trainieren. Aber wie schwer ist es, sich zu motivieren, wenn man nicht weiß, wann und wie es weiter geht?

Wir haben natürlich die Trainingsumfänge auch reduziert. Mit Training, das wie gewohnt jeden Tag stattfindet, wäre das unfassbar schwer, sich täglich zu motivieren und aufzuraffen. Wir trainieren jetzt dreimal die Woche und da geht es noch. Jeder will ja auch Handball spielen und trainieren. Nur dieses Ziel fehlt, dieser Moment des Spiels am Wochenende, auf den wir hinarbeiten. Aber die Lust auf Handball ist ja da. Klar gibt es mal Tage, an denen man denkt „wofür mache ich den Scheiß jetzt“. Aber es gilt eben auch, die Zeit zu nutzen um an eigenen Schwächen zu arbeiten und noch stärker zurückzukommen, egal, wann das ist.

Die ersten Spiele haben gemischte Ergebnisse geboten. Die Heimspiele sahen sehr gut aus, auswärts lief es nicht so gut. Gerade in Saarlouis war die zweite Halbzeit nach starker erster Hälfte enttäuschend. Wie fällt Deine Zwischenbilanz aus?

Natürlich war es auffällig, dass wir zu Hause gewonnen und auswärts verloren haben. Ich weiß aber nicht, ob man das daran festmachen kann. Wir hatten auswärts klar die stärkeren Gegner und Zuschauer waren ohnehin nicht groß da. Ich würde da nicht zwischen Heim und Auswärts, sondern der Stärke der Gegner unterscheiden. Aber man hat gesehen, dass wir noch nicht die eingespielte Truppe sind, die wir werden wollen. Da ist noch viel Arbeit. Wir sind aber Woche für Woche besser geworden und haben in Saarlouis eine hervorragende erste Halbzeit gespielt und dann den Kopf verloren. So etwas kommt vor. Wir waren, denke ich, auf einem sehr guten Weg und dann kam leider die Unterbrechung. Jetzt müssen wir sehen, ob, wie und wann es weiter geht.

Aktuell ist die Planung, dass frühestens im Februar wieder gespielt wird. Wie sehr sehnst Du den Restart herbei?

Wir sehnen uns alle danach. Man hat natürlich oft den Gedanken „wie wäre es jetzt, wenn wir spielen würden?“ Das kann man gar nicht außen vor lassen. Wir stehen ja dreimal die Woche in der Halle und trainieren auf etwas hin. Wir machen das ja nicht so vor uns hin, ohne Grund und Verstand, sondern mit dem Ziel, mal wieder zu spielen. Aber es ist schon schwer, sich das vorzustellen. Man weiß ja nichtmal mehr, wer der nächste Gegner gewesen wäre oder ist. Darum ist es nicht wirklich greifbar und schon schwer, aber die Sehnsucht ist da. Keine Frage.

Gut möglich ist ja, dass weiter ohne Zuschauer gespielt wird, wenn es wieder los geht. Die Inzidenzwerte sind immer noch hoch. Wie hast Du die „Geisterspiele“ bislang erlebt?

Wir hatten ja noch ein paar Zuschauer bei den meisten Spielen, aber auch ein paar Geisterspiele und das ist eine andere Stimmung und eine komische Atmosphäre. Die Zuschauer fehlen einfach. Handball ist ein Eventsport und das geht auf die Spieler über. Die Stimmung in einem Spiel kann so schnell kippen, wenn die Zuschauer Dich nach vorn pushen. Mir persönlich als emotionaler und lauter Spieler hat das sehr gefehlt. Aber ich glaube, das kann jeder Spieler brauchen. Keiner hat sich wohler gefühlt, als mit Zuschauern, da bin ich mir ganz sicher.

Bevor es weiter gehen könnte steht Weihnachten an. Wie wirst Du die Feiertage verbringen?

Aktuell ist die Planung, Weihnachten mit meiner Tochter, Frau und meinen Eltern zu verbringen. Viel weiter haben wir noch gar nicht gedacht. Ich gehe davon aus, dass die Bestimmungen erst kurz vorher weiter festgesetzt werden. Abgeschaltet wird an Weihnachten sowieso. Das sollte jeder irgendwie hinkriegen. Und dann schauen wir mal, was der Rahmen des Erlaubten hergibt. Wenn meine Brüder mit ihren Freundinnen noch dabei wären, wäre das toll, aber wenn es nicht erlaubt ist müssen wir da durch und das würde auch jeder verstehen.

Olli, vielen Dank für Deine Zeit und, am wichtigsten, bleib gesund!